Die Geschichte vom Vater, dem Sohn und dem Esel

An einem heißen Sommertag, in glühender Mittagshitze, zogen ein Vater und sein Sohn durch die staubigen Gassen einer kleinen Stadt im Orient, um einen Esel zu kaufen. Als sie nach langer Suche einen Esel gekauft hatten, machten sie sich auf den Weg nach Hause. Zunächst gingen sowohl der Vater als auch sein Sohn zu Fuß neben dem Esel her, bis sie ein entgegenkommender Wanderer auslachte und fragte: „Ihr habt einen Esel, aber warum reitet keiner auf ihm?“
So setzte sich der Vater auf den Esel und der Junge ging daneben her.
Da kam ein junger Mann vorüber, schüttelte verständnislos den Kopf und sagte: „Der arme Junge. Er kann doch mit seinen kurzen Beine kaum das Tempo des Esels halten. Wie kann ein Vater nur so herzlos sein und faul auf dem Esel sitzen, während sein Junge vom Laufen ganz erschöpft ist.“
Der Vater schämte sich, als er diese Worte hörte, stieg ab und setzte seinen Sohn auf den Esel.
Bald darauf kam ein älterer Mann des Weges. Als er die Reisenden sah, rief er verärgert: „So eine Unverschämtheit. Da sitzt der Bengel auf dem Esel, während sein armer, alter Vater daneben her läuft.“
Das schmerzte den Jungen, der seinen Vater liebte und er bat ihn sofort, sich hinter ihn auf den Esel zu setzen.
Als Nächstes kam ein Wanderer vorbei und entrüstet sich lauthals: „Hat man so etwas schon gesehen? Was für eine Tierquälerei! Der Rücken des armen Esels hängt schon völlig durch und diese beiden Faulpelze ruhen sich auf ihm aus.“
Auch diese Worte trafen die beiden sehr. Und so stiegen Vater und Sohn vom Esel herunter, nahmen das Tier in die Mitte und gingen rechts und links daneben her.
Es dauerte nicht lange, da machte sich ein Fremder über sie lustig: „Was für eine Verschwendung! Wozu den Esel spazieren führen, wenn er zu nichts nutze ist und nicht einmal einen von euch trägt?“
Daraufhin schüttelte der Vater den Kopf, gab dem Esel eine Handvoll Stroh und sagte zu seinem Sohn: „Egal, was wir machen, es gibt  immer jemanden, dem es nicht gefällt. Wir müssen wohl selbst entscheiden, was für uns das Richtige ist.”

(nach Nasreddin Hodscha)

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