Mit einem liebevollen Umgang zu einem gelingenden Leben
Menschen können sich verändern, sogar sehr grundlegend, aber nur dann, wenn sie es auch selbst wollen. Und wer sein bisheriges Verhalten ändern will, wird das nur dann tun, wenn das, was ihn anschließend erwartet, seiner inneren Natur besser entspricht, als das, was er bisher gemacht hat. Wenn er sich dadurch wieder lebendiger und glücklicher fühlt, als das bisher der Fall war.
Wie findet jemand zu dem zurück, was seiner Natur besser entspricht, sodass er sich endlich „in seinem Element“ erlebt? Wie kommt so jemand wieder mit all den lebendigen Anteilen und Bedürfnissen in Kontakt, die sie oder er bisher so tapfer unterdrückt hatte, um optimal zu funktionieren und möglichst erfolgreich zu sein? Was könnte in einer Person den Wunsch wecken, sich und ihr bisheriges Leben grundsätzlich zu verändern?
Sie müsste Gelegenheit bekommen, wieder mit ihren ursprünglich einmal ausgeprägten, dann aber zunehmend in sich selbst unterdrückten, abgespaltenen und verdrängten Anteilen und Bedürfnissen in Berührung zu kommen. Mit ihrer, ursprünglich einmal vorhandenen, Entdeckerfreude zum Beispiel. Oder mit ihrer Gestaltungslust, mit ihrer Sinnlichkeit, ihrer Offenheit und ihrem Einfühlungsvermögen, auch mit ihrem Bedürfnis, sich um etwas zu kümmern und Verantwortung für etwas zu übernehmen. Was dann mit ihnen und in ihnen geschieht, wie sie fortan unterwegs sind, was sie künftig tun und vor allem lassen, ist allerdings etwas ganz anderes als das, was wir so leichthin „Veränderung“ nennen. Das ist eine Verwandlung.
Verändern können wir Bauwerke und Maschinen, aber nichts, was lebendig ist. Denn alles, was lebt, kann sich nur selbst verändern, und auch nur, indem es sich verwandelt.
Deshalb ist es ein großes Glück, dass es einen sehr einfachen und sofort umsetzbaren Weg zu einer solchen Verwandlung gibt. Ganz allgemein ausgedrückt geht es auf diesem Weg darum, sich wieder als Gestalter seines eigenen Lebens zu spüren, aus den jeweiligen Objektrollen, die sie oder er bisher so tapfer zu spielen übernommen hatte, in die eigene Subjekthaftigkeit zurückzukehren. Es würde völlig ausreichen, wenn ein Mensch, egal wie alt er ist und wie oft und wie sehr sie oder er sich im Leben schon verrannt hat, auf die Idee käme, einfach ab jetzt etwas liebevoller mit sich selbst umzugehen. Wer das macht, beginnt sich von ganz allein zu verwandeln.
Einfach nichts mehr zu tun, was ihnen selbst nicht gut tut, ist das Geheimnis aller glücklichen und gesunden Menschen.
Ob jemand sich dafür entscheidet, fortan etwas liebevoller zu sich selbst zu sein, lässt auch nicht viel Raum für endlose Diskussionen. Entweder sie oder er entschließt sich dazu und probiert es zumindest einmal aus. Oder auch nicht. Das bleibt einzig und allein dieser Person überlassen und hängt auch in keiner Weise davon ab, ob andere das ebenfalls tun. Allerdings wird jede und jeder, der damit beginnt, etwas liebevoller mit sich selbst umzugehen, sehr schnell bemerken, dass sie oder er sich dann auch selbst lieber mag.
Wer sich selbst zu mögen beginnt, fängt an, die Welt und die anderen Menschen mit anderen Augen zu betrachten: eben auch liebevoller. Und wer das erlebt, wird sich fortan darum bemühen, auch das Zusammenleben mit diesen anderen etwas liebevoller zu gestalten. Meist wirkt das ansteckend und andere versuchen es dann ebenfalls. Diese liebevolle Haltung geben sie dann auch an die Kinder weiter. So beginnt sie sich immer stärker auszubreiten – als eine Kulturleistung, die wir Menschen auf dieser Erde in Zukunft dringend brauchen, um unsere kognitiven Fähigkeiten nicht länger zur Verwirklichung unserer lieblosen Vorstellungen, sondern für die Bewahrung der Vielfalt des Lebendigen auf unserem Planeten einzusetzen.
Gerald Hüther
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