Warum wir wahres Glück nur in uns selbst finden.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass vieles von dem, was in mir abläuft, nicht „gegen mich“ ist, sondern einst aus einem tiefen Bedürfnis nach Schutz entstanden ist. Als Kinder erleben wir die Welt nicht rational – wir fühlen sie. Und wenn es um uns herum unruhig ist, wenn Trennung, Bewertungen oder Schmerz in der Luft liegen, dann prägt sich das tief in unser System ein. Wir lernen, was „normal“ ist, was „richtig“ und „falsch“ ist – und oft ist das eine Welt der Gegensätze, der Spaltung: dafür oder dagegen, gut oder schlecht, schwarz oder weiß.
Mitten in diesem Spannungsfeld entsteht in uns eine Art innerer Beschützer – ich nenne ihn meinen Bodyguard. Er meint es gut. Er hat all die schwierigen Situationen gesehen, gespürt, vielleicht sogar überlebt, und beschlossen: Ich pass auf dich auf. Mit aller Kraft. Und mit seinen ganz eigenen Strategien – Angriff, Rückzug, Anpassung, Kontrolle oder auch emotionale Abschottung.
Aber irgendwann kommt der Moment, an dem wir merken: Dieser Bodyguard verhindert auch Nähe. Er blockiert Lebendigkeit. Er macht es schwer, uns wirklich einzulassen – auf andere, aber vor allem auch auf uns selbst. Denn er misstraut. Er hat gelernt, dass es gefährlich werden kann, wenn wir uns öffnen.
Ich kann das gut verstehen. Und ich ehre ihn dafür. Denn wahrscheinlich hat er mir wirklich geholfen zu überleben. Aber heute will ich mehr als das. Ich will leben. Ich will nicht länger gegen mich selbst kämpfen, sondern mich mit mir selbst versöhnen.
Und da beginnt die eigentliche innere Arbeit: Nicht der Kampf gegen den Bodyguard, sondern das liebevolle Anerkennen seiner Absicht. Ihn sehen, mit ihm sprechen, ihm danken. Und ihm Schritt für Schritt zeigen, dass die Welt heute eine andere ist. Dass ich heute erwachsen bin. Dass ich heute für mich sorgen kann – mit Bewusstsein, mit Mitgefühl und mit innerer Klarheit.
Frieden im Außen beginnt in mir. Wenn ich die Spaltung in mir erkenne und heile, wenn ich meine alten Schutzmechanismen nicht mehr verurteile, sondern als Teil meiner Geschichte annehme, dann wird es stiller. Weicher. Verbundener.
Und vielleicht – ganz vielleicht – lässt mein Bodyguard dann los. Legt die Waffen nieder. Und ich spüre dahinter etwas, das lange verborgen war: meine eigene Kraft. Meine Verletzlichkeit. Und meine Liebe.
Alles Liebe für dich, Birgit
2 Antworten
Das ist interessant. Das Titelbild erinnert mich an einen Traum, den ich erst vor wenigen Tagen hatte:
Als etwa 10-jähriger Junge schlief ich im Bett an der Seite eines mächtigen Löwen und spürte neben mir seinen riesigen Kopf mit der Löwenmähne und dem riesigen Löwenmaul. Dabei gab es Momente, in denen ich durchaus Angst hatte. Aber der Löwe war mein Freund.
Danke lieber Heion,
ich hatte als Kind Angst vor Hunden, sie haben mich oft mit ihrem lauten bellen sehr erschreckt. Später hatte ich in einer Meditation ein intensives Erlebnis, als ein Wolf mein Freund und Beschützer wurde.