Ermutigung

Dies ist ein Folgebeitrag zu meinem vorherigen Blog zum Thema „Entfaltung bei den Hausaufgaben?“. Bei diesem Beitrag ging es ja um die Frage, wie man bei dem Druck, die Hausaufgaben erledigen zu müssen, überhaupt was lernen bzw. verstehen kann. Gerade bei Mathematik ist Verstehen ja essenziell, ansonsten wird das ein Horrorfach. Die vermeintliche „Lösung“ war das White Board (siehe vorheriger Blog), was sehr gut funktioniert.
Jetzt hat sich mir die Frage gestellt, wie man das bei dem Fach Deutsch bzw. der Rechtschreibung anwenden kann, und ich stellte fest, dass es zwar gut ist, die Worte an das White Board zu schreiben, aber es doch sehr anstrengend wird für das Gehirn und der Kopf schneller „zu“ ist.
Dann habe ich mir die Frage gestellt: Was hilft, um die Rechtschreibung am besten zu verbessern? Ganz klar: Lesen. Aber sagt man einem kleinen Kind, dass es lesen „muss“, macht man es ja zu einem Objekt seiner Erwartungen, und die Folgen sind wieder Schreierei und viel Tränen.
Dann kam mir die Aussage von Alfred Adler, dem Begründer der Individualpsychologie, in den Sinn, die da heißt: „Man soll weder loben noch tadeln, sondern ermutigen“, Gerald Hüther würde sagen „Liebevoll einladen“.
Also war meine Idee nun erst mal, das komplette Bücherregal, was anscheinend nur aus Comics besteht, auszuräumen und die Bücher, die durchaus vorhanden waren, zu sortieren. Und plötzlich sind jede Menge „Schätze“ aufgetaucht, die mein Sohn schon lange nicht mehr gesehen bzw. gelesen hatte … ist ja klar – wie auch, wenn nur Comics in Sichtweite sind. Dann fingen seine Augen an zu strahlen und er erzählte mir von jedem Buch, was für tolle Geschichten da erzählt werden. Also haben wir alle Comics und auch die Bücher, die für ihn weniger interessant waren, nach hinten geräumt und alle „Favoriten“ nach vorne in den Sichtbereich.
So weit, so gut. Das allein reichte noch nicht ganz aus, ihn zu „ermutigen“, also habe ich ihn kurz vor der Zubettgeh-Zeit „liebevoll eingeladen“, ein paar Seiten zu lesen, was sofort zu einem Naserümpfen führte. Das hatte ich erwartet und bot ihm an, dass ich zwei Sätze lese und er mir dann zwei Sätze vorliest, letzten Endes hat jeder immer eine Seite dem anderen vorgelesen. Dies führte dazu, dass wir beide, in einer tollen Gemeinschaft, ein gute halbe Stunde gelesen haben. Er korrigierte mich sogar, wenn ich mich „verlesen“ hatte. Das heißt, dass er von Anfang bis Ende voll im Prozess aktiv und motiviert war.
Kurz vor dem Einschlafen sagte ich ihm Danke für die schöne Zeit, und er sagte mir von sich aus: „Ich freue mich auf das nächste Mal, Papa.“
Diese Herzenswärme werde ich nie mehr vergessen und werde sie weitertragen für meine Familie und alle, die welche brauchen.

Oliver Hoschek

Weitere Beiträge

Antworten