Lebensorientierung mit der Skala

Viele kennen die „Skala“. Wird man von irgendwelchen Schmerzen geplagt, so fragt der Arzt schon mal, wie stark diese Schmerzen – veranschaulicht auf einer Skala mit den Werten 0 bis 10 – empfunden werden. Auch bei Qualitätsumfragen wird gerne nachgefragt, wie zufrieden man – zwischen 0 und 10 – mit einem Service oder einem Produkt ist.
Ich selber arbeite mit der SKALA im sehr persönlichen Bereich. Angefangen habe ich damit, als ich vor etwa 30 Jahren mit depressiven Verstimmungen zu tun hatte. Da ich von Beruf Ingenieur bin und mir Diagramme sehr vertraut sind, kam ich auf die Idee, mir ein sogenanntes Vitalogramm zu erstellen. Ich fertigte mir also ein Diagramm an, auf dem ich auf einer DIN A4-Seite 10 Wochen unterbringen konnte. Da ich auch von Berufs wegen viel in Prozenten dachte, wählte ich eine Skalengröße in Prozent. So markierte ich Tag für Tag in diesem Diagramm die gefühlte Stärke meiner depressiven Verstimmtheit in Prozenten. 0 % war völlig unbeschwert, 100 % äußerst belastet. Meist lagen meine Werte auch nur zwischen 0 und – wenn es hoch kam bei – 50 %. Ich ergänzte das Diagramm der Vollständigkeit halber auch noch mit positiven Empfindungen: „Wie glücklich fühle ich mich heute?“ oder „Wie gut habe ich geschlafen?“ Mir half es zu beobachten, wie sich meine Stimmung veränderte und vor allem, dass meine betrübten Gefühle nicht konstant waren, mal verschwanden und sich auch wieder verstärkten. Allein, dieses im Blick zu haben, war für mich schon eine therapeutische Hilfe.
Später war ich längere Zeit bei einer von mir sehr geschätzten Homöopathin in Behandlung. Sie wählte die Mittel oft mit Hilfe des bekannten kinesiologischen Armtestes aus. Als Ingenieur war ich zunächst sehr verwundert über die Vorgehensweise, ließ mich aber darauf ein und war verblüfft über die guten Ergebnisse. Ich entdeckte daraufhin nach einiger Zeit, dass ich auch mit meiner Skala kinesiologisch arbeiten konnte. Ich entdeckte, dass ich mit Hilfe der Skala hervorragend zu Entscheidungen finden konnte.
Einfaches Beispiel: Auf meinem Anrufbeantworter hörte ich eine Nachricht ab. Ich hatte gerade wenig Zeit, fühlte mich aber verpflichtet, gleich zurückzurufen. Dann stellte ich mir folgende Fragen:

1. Wie stark fühle ich mich zum sofortigen Rückruf verpflichtet? =>80%
2. Ist es wirklich wichtig, jetzt sofort zurückzurufen? =>0%
3. Wie stark ist meine Bereitschaft jetzt sofort zurückzurufen? =>20%
4. Ist es in Ordnung, später anzurufen, wenn es gut in meine Zeit passt? =>100%

Zur Beantwortung dieser Fragen nahm ich jeweils meine SKALA zur Hand. Ich hatte sie in 10 cm Länge mit der Unterteilung 0, 10, 20, … 90, 100% auf einer handlichen Karte aufgezeichnet. Mit einem gespitzten Stift fuhr ich dann die Skala ab und erlebte dabei, dass der Stift bei einem bestimmten Wert quasi einrastete, natürlich nicht wirklich, denn der Stift sollte schonender Weise keinen unmittelbaren Kontakt zur Skala haben, aber der Stift bleibt über einem bestimmten Wert einfach stehen, wie eingerastet. Dabei ist mein Wille nicht beteiligt, es geschieht einfach. Es macht meist auch einen Unterschied, ob ich diese Abfrage zwischen 0 und 100 nur in meinem Kopf bewege oder mit Hilfe des Stiftes auf der Skala. Nach meiner Erfahrung ist die Abfrage mit Hilfe des Stiftes zuverlässiger. Die Antwort geht so „kinesiologisch durch den ganzen Körper“ und „bleibt nicht im Kopf hängen“. Im vorliegenden Beispiel entschied ich mich, später anzurufen, wenn es gut in meine Zeit passt.

Aus der Gewaltfreien Kommunikation ist mir die elementare Frage Marshal Rosenbergs stets gegenwärtig: Welche Gefühle und Bedürfnisse sind in mir lebendig? Mit Hilfe der Skala erweiterte ich die Frage zu: Welche Gefühle und Bedürfnisse sind wie stark in mir lebendig? Mit der Skala bin ich in der Lage, die Stärke jedes Gefühls und jedes Bedürfnisses zu „messen“.
Auch frage ich gelegentlich meine allgemeine Gesundheitsqualität intuitiv ab, auch die Gesundheitsqualität infrage kommender Organe. Im Zusammenhang mit einer ärztlichen Behandlung war das für mich durch den zusätzlich von innen kommenden Aspekt eine vorteilhafte Ergänzung.
Ich habe mal in einem voll besetzten Konzert gesessen und bemerkte plötzlich, dass mir flau wurde. Ich fragte in dieser Situation – da kann man auch die Fingerlänge verwenden – ab, ob die Situation für mich gefährlich sei und ich evtl. für einen Notarzt sorgen sollte. Die Antwort war: nicht gefährlich. So blieb ich sitzen und mir wurde auch alsbald besser.
Obwohl ich eine hohe, gefühlte Verlässlichkeit der Abfragen schätzen gelernt habe, habe ich im Zweifelsfall immer auch eine fachärztliche Beurteilung eingeholt, getreu dem Rat eines Freundes, der in solchen Zusammenhängen immer zu sagen pflegt: „Es gibt keinen unfehlbaren Papst!“

Mit zunehmender Anwendungspraxis fand ich immer mehr Bereiche, für die ich die Abfrage mit der Skala einsetzte. Wichtig dabei ist, die passenden Fragen und manchmal auch Gegenfragen zu stellen.

Heion Pick

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Antworten

  1. Lieber Heion auch ich finde diese Idee, für sich selbst kinesiologisch abzufragen was Kohärenz bringt ebenso wie Claudia spektakulär und einen guten Weg energiesparend voll bewusst und achtsam zu leben. Auch Mirkos Anregung dazu werde ich zum Anlass nehmen bei meinen inneren Skalen genauer nachzufragen

  2. Danke fürs Teilen!
    Ich möchte es noch ergänzen, um eine Inspiration zum Ausprobieren:

    Versuch mal, den ermittelten Ist-Zustand auf der Skala anschließend neu zu justieren.
    Also stell dir die Skala, wie einen Regler vor, wo du den Wert manuell nach deinen Wünschen neu einstellen kannst. Verstelle den Wert vor deinem geistigen Auge und dann schau, ob sich tatsächlich etwas verändert. Nach meiner Erfahrung funktioniert das wie ein Auftrag ans Unbewußte, das tatsächlich etwas im Innern verändert, so dass es sich wirklich auch anders anfühlt.

  3. Das ist eine großartige Hilfe, sich selbst in jeder Situation besser kennen zu lernen! Leider fehlt mir, trotz der Einsicht, die Disziplin, solche Tools in mein Leben zu integrieren…
    Danke für’s Teilen!