Weihnachtszeit in Irland

Ursprünglich war der Moment der Wintersonnenwende ungeheuer wichtig. In einer von Landwirtschaft geprägten Gesellschaft war der Punkt im Jahr, an dem die Tage wieder länger werden, äußerst wichtig. So ist es kein Wunder, dass das wohl bekannteste irische Hügelgrab von Newgrange so erbaut wurde, dass bei der Wintersonnenwende das Sonnenlicht durch eine kleine Öffnung bis tief in den Hügel reicht.
Traditionell beginnt hier Weihnachten am 8. Dezember (Maria Empfängnis). Ab diesem Tag werden die Weihnachtsbäume aufgestellt und die Häuser geschmückt. Adventskränze findet man meist in der Kirche, weniger zu Hause, jedoch hängen oft dekorierte Weihnachtskränze an den Haustüren. Mittlerweile gibt es vielerorts sogenannte “continental Christmas markets”, da viele die Weihnachtsmärkte aus Mitteleuropa von Reisen kennen. Der traditionelle Treffpunkt ist natürlich nach wie vor der Pub, hier gibt es dann heißen irischen Whiskey mit Zitrone und Nelken zum Aufwärmen. Jedoch sind die Wintertemperaturen in Irland oft nur um die 8 bis 10 Grad Celsius. Frostige Tage gibt es selten, Schnee noch seltener, eher schon mal einen heftigen Wintersturm. Bei vorweihnachtlichen Parties, zum Beispiel mit Arbeitskollegen, wird oft gewichtelt (jeder zieht per Los den Namen desjenigen, der ein Geschenk bekommt). Hier heisst die Methode “Secret Santa” oder “Kris Kindle” (oder Kringle).
In Irland ist der Christmas Day, der 25. Dezember, der wichtige Weihnachtstag. Dies ist auch der einzige Tag im Jahr, wo alle Geschäfte geschlossen sind. Ein Tag für Familie und Freunde. Vor allem zu Zeiten, als so viele Iren auswandern mussten, war dies die Zeit zum Besuch der alten Heimat. Geschenke bringt Santa Claus am Weihnachtsmorgen. Kinder stellen oft Verpflegung für Santa und die Rentiere nachts an den Weihnachtsbaum, um den Weihnachtsmann zu versorgen und günstig zu stimmen.
Zum Essen gibt es traditionell Truthahn und/oder Schinkenbraten mit Rosenkohl, Karotten, Rüben, Kohl und Kartoffeln in jeglicher Form. Das ganze braucht dann noch eine gute Bratensoße.
Beliebt sind Christmas Cracker. Sie sehen aus wie riesengrosse verpackte Bonbons: zwei ziehen an beiden Enden, es gibt einen kleinen Knall, ein kleines Geschenk und einen Weihnachtshut oder eine Krone aus Papier. Oft fallen auch ein Spruch oder ein Witz heraus.
Wer viel ißt, hat auch oft das Bedürfnis nach Bewegung. Das ist hier nicht anders. Eine besondere Tradition an der Küste, und davon hat Irland ja nun reichlich, ist das Weihnachtsschwimmen. Vielerorts angeboten mit Süßem und Glühwein zur Stärkung und zum Aufwärmen und gleichzeitig eine Aktion zum Spenden sammeln für verschiedene wohltätige Zwecke. Man trifft sich zur Zeit nach der Weihnachtsmesse und dem Beginn der Vorbereitung des großen Festmahls am Meer und wer es wagt, taucht ein in die kalten Fluten.
Am 6. Januar ist dann die Weihnachtszeit zu Ende. Sie endet mit Nollaig na mBan, Weihnachten der Frauen. Das ist entsprechend der irischen Tradition der Tag, an dem die Frauen (oder jeder andere) nach der vielen Arbeit während der Weihnachtszeit ausruhen dürfen. Viele Frauengruppen treffen sich heute zum Kaffee oder Tee, zum Zusammensitzen und Erzählen, bevor der Alltag wieder beginnt.

Andrea Lippert

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