Mein Umgang mit Träumen
Der Umgang mit meinen Träumen geht zurück auf die Zeit, als ich 17 Jahre alt war. Mein Hausarzt damals war krank geworden und der Vertretungsarzt erkannte, dass meine Beschwerden psychische Ursachen hatten. Der Arzt meinte nur: „Junger Mann, Sie müssen mal eine Psychotherapie machen!“ Damals erschrak ich, und dann musste ich das auch noch peinlich mit meinen Eltern besprechen.
Rückblickend war der Rat des Vertretungsarztes ein Segen, denn ich durchlitt als Folge von Kriegsereignissen sehr schlimme Zeiten – etwa mit Beginn des 12. Lebensjahres.
Ich lebte mit Mutter und Stiefvater in einer Kleinstadt, und der mir empfohlene Arzt und Psychotherapeut wohnte 30 Kilometer entfernt in einer Großstadt. Er war damals 60 Jahre alt, Familienvater mit Kindern, die etwas älter waren als ich, und er hatte seine Praxis in seinem großzügigen, villenähnlichen Wohnhaus. Er kannte Carl Gustav Jung noch persönlich und war befreundet mit Karlfried Graf Dürckheim, der lange Zeit in Japan gelebt hatte und den japanischen Zen-Buddhismus auch in Deutschland ansiedelte.
Weil ich diesem Helfer in der Not sehr viel verdanke, möchte ich ehrenhalber auch seinen Namen nennen: Dr. Erich Rotthaus. Er hatte für mich viel Väterliches, und ich konnte mit ihm ausnahmslos über all meine Anliegen sprechen. Im Laufe der Therapie leitete er mich an, meine Träume aufzuschreiben. Über die Träume sprachen wir in der nächsten Sitzung, oder ich schickte sie ihm per Post, und er teilte mir seine Einfälle dazu ebenfalls brieflich mit. So begann ich, aus meinen Träumen hilfreich zu lernen. Außerdem erlernte ich das Autogene Training, einen Einstieg in Meditation und die Einbeziehung des Spirituellen in mein Leben.
Seit damals schreibe ich mir erinnerte Träume gerne noch auf – auch wenn mir dazu nichts weiter einfällt und sie mir rätselhaft erscheinen. Aber manchmal sind sie auch sehr klar. So erinnere ich zum Beispiel einen Traum, in dem mir ein Religionslehrer sagt: „Die Freude ist die Voraussetzung zu aller Vollkommenheit“ und gar: „Wen der Teufel zum Himmel treibt, kommt nicht hinein.“
Später veröffentlichte Dr. Rotthaus seine Erfahrungen als Psychotherapeut in dem Buch DER PROZESS DER WANDLUNG IN DER PSYCHOTHERAPIE, ein Buch, in das ich immer wieder mal reinschaue. Es enthält auch Kapitel über den Umgang mit Träumen und als Beispiel auch einige meiner Träume.
Über Jahre träumte ich häufig, dass ich ein Auto fahre und in prekären Situationen mit meinem Fuß nicht an die Bremse herankomme und es folglich krachte – Gott sei Dank meistens glimpflich. Wie blind, konnte ich lange Zeit mit den Träumen nichts anfangen, bis es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel: In bestimmten Lebenssituationen ist Nein-Sagen angebracht. Was die Bremsfähigkeit für den Autoverkehr ist, ist das Nein-Sagen-Können für das menschliche Miteinander. Ich vermute, die Träume fühlten sich nun verstanden, denn nachdem mir das klar geworden war, tauchten sie nicht mehr auf.
Heion Pick
Bild: W. Kandinsky: Kleiner Traum in Rot
Lieber Heion, auch ich schreibe seit einiger Zeit meine Träume auf. Ein Buch liegt immer griffbereit neben meinem Bett. Die Träume sind für mich Geschenke und Wegweiser.
Danke für deinen Bericht von dir.
Liebe Klanggrüsserüße an dich
Beatrice
Lieber Heion, viel Dank für deinen Beitrag, er erinnert mich an eine Zeit, da Liesen mich meine Probleme nicht einschlafen. Da bin ich nachts aufgestanden und hab mir alles von der Seele geschrieben. Das hat mich sehr geholfen und nach einiger Zeit, hab ich meinen Frieden wieder gefunden. Liebe Grüße Ingrid
Liebe Ingrid, genau die gleiche Erfahrung habe ich auch gemacht und in dem sehr aufschlussreichen Blogbeitrag von Peter Nink „SCHREIBEN – EIN WEG ZUR FREUNDSCHAFT MIT SICH SELBST“ in einem Kommentar ausführlich beschrieben. Hier der Link dazu:
https://liebevoll.jetzt/blog/schreiben-ein-weg-zur-freundschaft-mit-sich-selbst/
Liebe Grüße, Heion
Lieber Heion,
danke für den schöne Beitrag und den “bunten” Traum in rot von Kandinsky.
Ich erinnere mich immer mal wieder an den einen oder anderen meiner (oft sehr weit zurückliegenden) Träume, eine Art “Kontrast” zum Wachzustand, der vieles verständlicher macht.
Liebe Grüße
Wolfgang