Ein Tag als Kind – in dir schlägt ein kleines Herz

Ein Tag als Kind

Mein Weg zu einem liebevolleren Alltag

Ich bin in den letzten Monaten oft nicht im Frieden mit mir selbst gewesen. Ich habe viel zu viel Zeit und Energie in Dinge investiert, die mir keinen Spaß machen, mit Menschen diskutiert, die mir nicht gut tun und so weiter. Irgendwann bin ich dann an einem Punkt gelandet, wo ich bemerkt habe, dass ich die Hilferufe meines Inneren Kindes viel zu lange ignoriert hatte. Ich merke, dass ich nur gesund lebe, wenn mein erwachsenes Ich im Einklang mit meinem inneren Kind lebt und es ernst nimmt. Und lange habe ich mich viel zu wenig um das Kind in mir, also letzten Endes um MICH gekümmert. Ich habe es geradezu verdrängt, ich wollte diese Stimme nicht hören, die mir sehr deutlich sagt, dass es mir nicht gut geht. Ich habe mich zu sehr unter Druck gesetzt, alles mühelos schaffen zu wollen, wollte es immer allen recht machen, wollte meinen Vorstellungen entsprechend, wer ich glaubte, zu sein, handeln (die größtenteils aus den Wünschen anderer entstanden sind, bis ich sie mir ungewollt und unbemerkt zueigen gemacht habe und heute danach lebe).

Ich habe lange nicht verstanden, dass eine Powerfrau nicht eine ist, der man nie anmerkt, wie anstrengend das alles ist, sondern dass ich schon längst eine Powerfrau bin. Weil ich nämlich einfach Power habe. Ohne irgendetwas dafür tun zu müssen oder das auf irgendeine Art nach außen tragen zu müssen. Und dann habe ich angefangen, mich zu fragen, warum wir Erwachsenen so leben, wie wir es unseren Kindern, keinem Kind jemals antun würden.

Warum gestalten wir uns einen solchen Alltag, in dem sich doch die meisten von uns unwohl fühlen? Wir sind auch nur älter gewordene Kinder, die daran gewöhnt wurden, dass ihre Bedürfnisse nicht wichtig sind, niemanden interessieren und es nicht wert sind, geachtet zu werden.

Und das darf nicht sein. Das dürfen wir nicht zulassen! Und deshalb will ich nicht länger so leben! Ich könnte kein Kind auch nur einen Tag mein Leben leben lassen, weil mein Alltag viel zu vollgestopft, durchgetaktet, verpflichtend und so bedürfnisignorant ist. Wenn ich das diesen kleinen Menschen nicht antun könnte, warum tue ich es mir dann an?

Würdest du dein Kind acht Stunden etwas tun lassen, das ihm keinen Spaß macht, es ohne etwas gesundes zu essen in die Schule schicken, weil keine Zeit mehr war, ein Vesper zu machen, würdest du es vom Sport zum Musikunterricht und dann in den Englischkurs schicken, obwohl es eigentlich gar kein Englisch lernen will, es das aber unbedingt braucht, damit es Klassenbeste/r bleibt?!

Was für Bürden wir uns selbst da auferlegen! Welchen Zwängen und Erwartungen und Glaubenssätzen wir uns beugen!

Aber wie würde ich wollen, dass mein Tag aussähe, wenn ihn ein Kind leben sollte?

Wenn ich einen Tag für MICH als das KIND, das ihn lebt, gestalten würde?

Für einen kindgerechten Tag würde ich morgens nach dem Aufstehen Musik anmachen und dazu durchs Zimmer tanzen, singen, gute Laune bekommen, essen, wann immer ich gerade Hunger verspüre, und nicht, wann es der Essensplan in der Firmenkantine vorsieht, ich würde wollen, dass ich mehr rausgehe, (und zwar nicht nur, weil der Weg zur Straßenbahn nun mal durchs Freie führt), ohne Ziel durch den Wald streunen, die Natur erleben, einen Morgenspaziergang machen, meiner Fantasie freien Lauf lassen, mich nicht aufgrund eines (vermeintlich) wichtigen Termins aus dem Spiel reißen, ich würde mir mehr Obst und gesundes Essen machen, den Druck und den Stress aus dem Alltag rausnehmen, mein Kind nicht von einem Termin zum nächsten hetzen und vor allem würde ich keinem Kind das vermitteln, was ich mir selbst viel zu oft sage: du musst dies noch und das noch, du darfst nicht weinen, das, woran du Spaß hast, muss warten, Erholung muss man sich verdienen …

Und vieles, was einem als Kind vielleicht widerfahren ist und wie man erzogen wurde, ist trotzdem nicht kindgerecht und respektvoll gewesen! Aber das darf nun reflektiert und erkannt werden, und dann dürfen wir alte Glaubenssätze loslassen, im Einklang mit unserem Körper leben und ihm wieder vertrauen lernen, wir dürfen verstehen, dass Selbstfürsorge kein Egoismus ist, für unsere Grenzen einstehen und damit FÜR unser kleines Ich sein.

Die Liste ist lang und für jede/n individuell. Alles darf in Frage gestellt werden, du darfst deine eigene Reise beginnen, und auf dem Weg deines Lebens eine neue Richtung einschlagen zu mehr Ich-Vertrauen, deine Knoten lösen, damit du glücklich bist in deinem Alltag! Wir alle dürfen eine neue Sicht auf die Kindheit (unsere und allgemein) und eine neue Sicht auf unser heutiges großes Ich wagen!

Mein kleines Ich!

Ich kann mir keine bessere kleine Version von mir selbst vorstellen, du bist perfekt, du bist genau so, wie ich mir dich gewünscht hätte und du bist richtig in deinem Sein. Du musst nicht versuchen, perfekt sein. Das bist du längst! Du darfst dich schwach fühlen. Und trotzdem bist du so stark! Du darfst unangenehme Gefühle zulassen, durchleben und annehmen und darüber sprechen. Du musst nicht funktionieren. Du darfst Mensch sein! Hab keine Angst vor mir! Du bist an nichts schuld. Mir tut es leid, dass ich es nicht schaffe, immer hinter dir zu stehen und für dich einzustehen im Trubel des Alltags. Ich will mit dir im Frieden leben und dich nicht immer unterdrücken, weil du mich vom funktionieren abhältst. Bei mir darfst du sein, wer du bist, wenn du niemand sein musst, denn ich liebe dich bedingungslos, so wie du bist!

Du bist wundervoll, kleines Ich, danke dir von Herzen!

Du darfst heilen.

Deine Große

Das sollten wir uns alle viel öfter sagen!

Und wir sollten viel öfter mitten im Alltag innehalten, in uns reinhorchen, wie es unserem inneren Kind geht, und versuchen zu verstehen, was es wirklich will. Es will vor allem gehört und von seiner großen Version geliebt werden. Von dir.

In dir schlägt ein kleines Herz. Denn du bist dein eigenes Kind.

Was hat dir als Kind Spaß gemacht? Womit hast du Stunden verbracht? Wie würdest du deinen Tag morgen gestalten, wenn ihn ein Kind leben würde und es sich wohlfühlen soll?

Lebe so, als lebe ein Kind dein Leben.

Ein Kind, das du liebst.

Du.

Annerose Jandrey

Weitere Beiträge

Antworten

  1. liebe Annerose,
    wie schön hast du es dargestellt.
    Mein Leben ist dasselbe Bild, das du vor vielen Jahren mit deinen Buntstiften für mich gemalt hast, ich habe dich und die Farben nicht vergessen, ich weiß, dass dein Glück mein Glück ist und dein Hass mein Hass.
    Es ist deine Wut, die mich wütend macht, und dein Lächeln, das eine schönere Welt für mich machen wird
    Ich weiß, dass dieses Kind immer noch in mir ist, obwohl ich erwachsen geworden bin. Du bist unzertrennlich von mir und wirst unvergessen bleiben. LG

  2. Wie schön , ja ich bin bereits auf dem Weg und doch drehe ich mich um laufe ein Stück zurück .
    Bin verwirrt , fühle mich verlassen und einsam .
    Immer wieder suche ich nach besseren Wegen , und doch lande ich im Gestrüpp.
    Deine Geschichte gibt mir Kraft ,nach innen zu sehen .
    Still zustehen …vertrauen .. es wird

  3. so echt, so wahr, warum tun sich das die Menschen selber an? weil sie es vielleicht nicht besser wissen. Aber genau darum sind solche Beiträge immens wichtig-sie können die Menschen berühren und dadurch entsteht vielleicht Veränderung-vielen Dank dafür!!!

  4. Ein sehr schöner Beitrag, der berührt! Vielleicht sollte man sich öfter Zeit nehmen ein kurzes Gespräch mit seinem Inneren Kind zu führen! DANKE für den tollen Anreiz zum nachdenken!

    Das Gute ist man kann es jeden Tag aufs neue versuchen, sorgsamer/liebevoller mit sich und anderen umzugehen. Eine herausfordernde Reise, keine Frage, aber freuen wir uns dass wir sie erleben können. Alles Liebe!

  5. Liebe Annerose!
    Aus tiefsten Herzen möchte ich Dir Danke sagen, für diesen wunderschönen Beitrag.
    DANKE von meinem inneren Kind an Dich als erwachsener Mensch für diese Botschaft. Wird geteilt und weitererzählt <3 Alles Liebe, Angela