Ich, in einer besonderen Zeit

Im April 2021 habe ich mich, wohl bei der Arbeit im sozialen Bereich, mit Covid angesteckt. Jetzt ist es fast ein Jahr her und ich bin in dieser Zeit, wie auf einer Wanderung, durch Niederungen gekommen, als auch Aussichtspunkte waren dabei.
Ich erzähle, was ich erlebt habe.
Aber zuerst ein paar Sätze zu mir. Ich bin ein Mensch, der gerne in einer bewussten Selbstwirksamkeit durchs Leben geht, ich habe erfahren, was für eine Kraft Selbstwirksamkeit in sich bergen kann, wenn man Mut aufbringt sich selbst zu folgen.
Als ich im April erkrankte, nahm ich die Krankheit anders wahr, als jegliche bisher erlebten körperlichen Einschränkungen, jedweder Form, die ich bisher erlebt hatte. Ich war über die Maßen kraftlos, müde und erschöpft. Die Erschöpfung ließ sich mit nichts vergleichen und trat ganz unwillkürlich auf. Sie war in keinster Weise vorhersehbar und hat in mir eine große Verunsicherung bezüglich der Verlässlichkeit meiner Körperkräfte verursacht.
Nachdem die Quarantänezeit nach meiner Covid Infektion endete, begann ich wieder nach draußen zu gehen, um kleine Spaziergänge zu unternehmen oder einzukaufen. Es ist mir besonders in Erinnerung, mitten im Gehen ein Verlassen von jeglicher Energie zu verspüren.
Damit einher gehend das Gefühl nicht mehr ausreichend Kraft zu haben, um nach Hause gelangen zu können.                                                                     –

Von der Herangehensweise in meinem Leben aus betrachtet, gehe ich auf Herausforderungen zu, um einen Umgang damit zu finden.
Nun spürte ich unmittelbar eine körperliche Grenze, die mich auf mich zurückwarf. Es war ein Gefühl, in meinem ganzen Sein als Mensch an einem Punkt zu stehen, der einer neuen Orientierung bedurfte. Mein roter Faden ging mir verloren. Ich war gefordert darüber nachzudenken, wie ich mit der Situation umgehen kann und will.
Es war so neu für mich, dass meine Selbstwirksamkeit ausgehebelt zu sein schien. Eine bisher verlässliche Umgehensweise empfand ich als ausgesetzt und ein Gefühl von Hilflosigkeit trat ein.
„Wie kann ich dieser stets aufs Neue auftretenden tiefen Erschöpfung entgegentreten?“, stellte sich mir die Frage.
Eine Zeitlang lag die bloße Idee einer Umgangsweise fern.
Es begann sich mir zu erklären, dass ich mit meinem bis dato wachen Verstand nicht wie gewohnt Einfluss auf gewisse Vorkommnisse nehmen konnte. Scheinbar gar nicht auf Prozesse, die in meinem Körper passierten. 
Grob einschränkend empfand ich das typische Post Covid Symptom des sogenannten „Brain Fog´s“, diese bildhafte Bezeichnung trifft den Zustand recht genau und erklärt meine damalige kognitive Einschränkung zutreffend. Gedanken, die ich in einem Moment gefasst hatte, verschwanden einfach ins Nichts. Genauso stellte ich mir eine Demenz vor. Es war, als ob meine Merkfähigkeit von dannen gezogen war. Wie eine Art Mauer stellte sich ein Gefühl ein, diese bedrohlichen Empfindungen aussperren zu wollen.
Mit der Deutlichkeit dieser Empfindung keimte zart die leise Intuition, das hilflose Gefühl hereinzulassen, um es besser wahrnehmen zu können und zu betrachten.
Ein langsames, ganz langsames Annehmen konnte beginnen.
Es begann eine innere Auseinandersetzung mit mir. Je näher ich das Gefühl von Hilflosigkeit herankommen ließ, dem damit verbundenen „Nicht Mehr Weiter Wissen“, desto mehr hatte ich das Gefühl peu a peu im Außen nach Impulsen und Anregungen suchen zu können, die für mich ein Weg sein könnten.
Ich habe in meinem Körper nachgespürt, erforscht, wo meine körperlichen, geistigen und seelischen Belastungsgrenzen liegen, die ich übergreifend gespürt habe. Frappierend zu realisieren wie unser Körpersystem auf jeglicher Ebene interagiert.
Es stellten sich Gedanken ein, inwiefern ich mich eventuell über meine wahrgenommenen Gefühle, dass beispielsweise Hausarbeiten zu verrichten, Miteinander – Sein in der Familie oder das Lösen von kleineren Problemstellungen des Alltags, zu einem Zuviel für mich wurden, hinwegsetzen muss, um mich nach und nach meiner vorherigen Belastungsfähigkeit annähern zu können.
In gewisser Weise ein auf mich zugeschnittenes, abgestimmtes Programm zurück in mein Leben gelangen zu können, um meinen Faden wiederzufinden.
Ich begann darauf zu schauen, welche Muster ich bezüglich „Kranksein“ in meiner Kindheit und im Verlauf meines Lebens erworben hatte, und es fing eine Besinnung an, wie möchte ich mit mir im Heute umgehen, was war gestern und vorgestern. Was hat Relevanz, was gilt es zu hinterfragen, kann ich dieses Hinterfragen zulassen?
Es war wie Tanzschritte zu vollführen, vor und zurück, in einer Distanzierung und Trennung, als auch Annäherung, sowie Harmonie und Verbundenheit im Takt.
Und im Nachhinein ist es eine Lebensmelodie, die ich aus meinem Täglichen kenne.  Für dieses Lied braucht es keinen Anlass, wie zum Beispiel diese eine Erkrankung. Wenn man hinschauen kann, ist sie in jeder Begegnung, jeglichem gelebten Leben jederzeit.
Es beantworteten sich Fragen, andere wurden aufgeworfen.
Auf meine Fragen rund um Covid und das daraus resultierende Post Covid Syndrom, Hinweise und Rückschlüsse zu den auftretenden Symptomen zu erlangen, gestaltete sich als ehrgeiziges Ziel. Vorerst blieb es ein Suchen nach Antworten, die damit zusammenhängende Hoffnung nach auf Forschung basierten Erklärungen der bestehenden Symptomatik, ergab sich zuerst mal nicht.
Am liebsten war es mir, Menschen, sprich Fachärzten/innen, Therapeuten/innen in einem persönlichen Gespräch von mir, meinen Symptomen und den daraus resultierenden, täglichen Einschränkungen zu erzählen und darin einen unmittelbaren Austausch zu erfahren, vor allem eine Resonanz, die einen aufbauenden Charakter hatte, und die Kraft mich mitzunehmen, bzw. einen Impuls wahrnehmen zu können, auf meinem Weg aus dieser Erkrankung, die so viel Ungewissheit in sich barg.
Zunächst einmal stieß ich mit diesem Wunsch an Grenzen. Ich erkannte in meinem jeweiligen Gegenüber die Orientierungslosigkeit, die ich von mir selbst nur zu gut kannte. Nun aber begegnete sie mir unter einer Art Deckmantel des Versteckens, von noch nicht erlangtem Fachwissen bei den Therapeuten/innen, auf die ich traf, bezüglich dieser noch recht neuen Erkrankung.
Ich erfuhr ein zum Teil als recht harsch empfundenes Abtun meiner real wahrgenommenen Symptome, verbunden mit dem Gefühl nicht angenommen und verstanden zu werden.
Die Erkrankung war scheinbar ebenso neu und verunsichernd für die Therapeuten/innen und Ärzte/innen, dass sie für mich im Gespräch regelrecht greifbar war, und sich zusätzlich auf meine empfundene Haltlosigkeit übertrug.
Ich hatte das Gefühl, abgewehrt zu werden, was mehrmals vorkam, und mich in gewisser Hinsicht entmutigte, in der nahen Zukunft auf Fachkräfte zu treffen, die mir ein Gegenüber sein könnten.
Nichtsdestotrotz fand eine Entwicklung in kleinen Schritten statt, traf ich auf Ärzte/innen, Therapeuten/innen, die mir ein wirklicher Gesprächspartner/in sein konnten, durch nach und nach erworbenes Wissen ihrerseits und ein Zusammentragen, sowie durch ein Ergänzen mit den Informationen, die ich mir zusammensuchte.  Dies erlebte ich als eine bestärkende Stütze für mich auf diesem Weg.
Zugleich steckten sich meine beiden Kinder an.

In dieser Zeit war es großartig, von meinen Freundinnen und Freunden Hilfe zu erfahren. Mentale Unterstützung und das Aussprechen von Gefühlen und der Belastungen taten einfach gut.
Ein wiederkehrender, täglicher Anruf in Verlässlichkeit gab ein warmes Gefühl.
Ein vor die Tür gestellter Einkauf, mit Blumen für mich dabei. Ich war gerührt und berührt.
Es war ein Lernprozess, Hilfe annehmen zu können, verbunden mit dem mein Herz bewegendes Gefühl fürsorglicher Zugewandtheit. Sogar um eine Unterstützung bitten zu dürfen und Hilfe zu erfahren. Ein Halt, der ein warmes Gefühl mit sich brachte.
War ich doch zuvor als alleinerziehende Mutter über viele Jahre stets mit einem „Ich bekomme es alleine hin“ durch mein Leben gegangen, und sogar bereits davor kann ich diesen Lebensfaden in meiner Vergangenheit bemerken.
Diese Maxime war geradezu in meinem Leben etabliert.
Und ich habe gemerkt, welche Kraft in mir steckt, um meinen Kindern trotz meiner gesundheitlichen Einschränkungen einen möglichst strukturierten Rahmen in unser aller Tag zu geben.
Gleichzeitig spürte ich, wie gewohnt eine tägliche Überforderung für mich ist und war, wie viel Zuviel  vorhanden ist, und ich bereit bin/sein muss, meine eigenen Grenzen zu übergehen, um meinen Vorstellungen und Haltungen für unser gemeinsames Leben als Familie gerecht zu werden.
Diese Dualität von gleichzeitigen Empfindungen in meinem Leben habe ich an dieser Stelle einmal mehr gespürt. Gegenseitige Hilfsbereitschaft bekam einen neu definierten Wert, da meine gesundheitliche Lage misslich war. Meine Kinder sind 21 und 15 Jahre alt, woraus ein gewisses Verständnis im Gegenseitigen vorhanden war.

Ich komme auf meinen Prozess der Suche nach Unterstützung und Hilfe zurück.
Durch das wiederkehrende „In der Luft zu hängen Gefühl“, begann ich mir Texte zu suchen, die mich mit meinem Inneren verbanden, eine Praxis, die mir nicht fremd war.
Gefühlte Zeit meines Lebens bin ich so vorgegangen, um mit mir im Spiegel von Worten und daraus resultierenden Verknüpfungen in Kontakt sein zu können, und zu kommen.
Ob ich aus einem simplen Zeitungsartikel, einem Bericht in einer Zeitschrift, Schriften des Dalai Lamas, Romanen, Fachbüchern oder philosophischen Niederschriften, ergaben sich in meinem täglichen Leben Verbindungen zu meinen präsenten, relevanten Themen, wie in dem Moment, meiner Erkrankung und den daraus resultierenden Folgen.
Eine Art sichtbar werdendes Netz, Geflecht von Lebensstrukturen, die sich wiederholten und auch erklärten, zeigte sich dabei auf. Mir wurde mein großes Bedürfnis nach menschlich, bereichernden Begegnungen bewusst, die ich nach und nach erfahren durfte. Und wovon ich bereits berichtet habe.
Einen weiteren Impuls bekam ich durch den Zufall, dass ein Vertretungsarzt in meiner Hausarztpraxis zugegen war.
Schon vor diesem Zusammentreffen hatte ich gespürt, dass ich mich wieder mehr bewegen möchte, das Bedürfnis fühlte sich stimmig und richtig an.
Genau darauf kam der Arzt zu sprechen, so war dieses Gespräch eine Inspiration in dem Sinne, als das mein Bedürfnis und seine Aussage zu einer inneren Kohärenz führten, die mich zu einem langsam gesteigerten, intensiven, sportlichen Radfahren brachte.
Es entsprach meinem Weg von Selbstwirksamkeit und entwickelte eine Eigendynamik.
Meine Konzentrationsprobleme, der Brain-Fog, verschwanden zusehends mit dem nahezu täglichen Radtraining. Die Konzentration auf geballte Abläufe, die sportliches, temporeiches Fahren im Gelände mit sich brachten, verlangte eine Fokussierung auf die Aktivität des Radfahrens im Hier und Jetzt. Es wirkte sich aus wie eine Meditation in Bewegung und hatte den gleichen Effekt.
Diesen Vergleich konnte ich für mich gut ziehen, da ich über Meditationserfahrung verfüge.
Ein Gefühl von Gesundung vollzog sich ziemlich rasch, damit einhergehend stellte sich eine schöne positive Stimmung ein, mir selbst helfen zu können. Ich fühlte mich so energievoll, dass ich beschloss nach den Sommerferien einen Arbeitsanfang in meinem alten Bereich zu starten.
Zwischenzeitlich machte mir das Leben einen Strich durch die Rechnung, da ich durch einen Zeckenbiss eine Borreliose bekam, welche mich im Radfahren über mehrere Wochen ausbremste.
Meine gerade erlangte Fitness baute sich wieder ab und es warf mich gesundheitlich und auch mental zurück.
Kurz darauf begann ich mit meiner Wiedereingliederung im Beruf. Ohne meinen Sport kamen mehrere Post Covid Symptome zurück und verstärkten sich durch den zwar ganz langsamen, aber für mich durchaus herausfordernden Wiedereinstieg in den Beruf.
Die Rahmenbedingungen meines Arbeitsbereichs wurden mir einmal mehr sehr deutlich, gleichzeitig mit meinen, in dieser Zeit, eng gesteckten persönlichen, gesundheitlichen Belastungsgrenzen. Meine mir bekannte Leistungsbereitschaft konnte ich nicht einsetzen.
Kolleginnen und Vorgesetzte nahmen mein Befinden ebenfalls wahr, was wiederum ich selbst registrierte und es für mich nicht einfacher machte. Es war wie ein Spiegel, in den man durch beide Seiten sehen konnte. Ich fühlte mich gläsern, was eine zusätzliche Verunsicherung in diesem Neustart verursachte und mich Kraft kostete. 
Meinen gewohnten Aufgaben konnte ich nur in ganz geringem Umfang nachkommen, so dass es kaum noch mein bisheriger Arbeitsbereich war, in dem ich mich aufhalten konnte. Subjektiv, in meinem eigenen Bewusstsein, empfand ich mich als Randfigur, die eher Unterstützung brauchte, als geben konnte. Unterstützung zu bieten gehörte bislang zu den Kernaufgaben meiner Tätigkeit bezüglich meines Klientels, der Kinder und Eltern. Ich empfand es als psychischen Stress, dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen zu sein, der sich zusätzlich negativ auf meine körperlichen Symptome auswirkte und einer Gesundung entgegenwirkte.

Wenn ich die Situation heute betrachte, hat sich beides bedingt.
Zugleich, nicht zu vergessen, die gesunkene Körperkraft, die durch den Wegfall des Radfahrens zustande kam. Auch war mein Sohn noch sehr beeinträchtigt, durch seine Post Covid Symptome, und auch diese Situation hatte ich zu tragen. Ich kam in ein Überdenken meiner ureigenen Leistungsansprüche, die die Arbeit mit ihren schon für gesunde Menschen häufig überfordernden Ansprüchen, durch kontinuierlich gestiegene Inhalte, ergab. Ein „ Muss – und will ich so weitermachen, wie bisher? “, stellte sich erneut ein.
Wer entscheidet das?
Will ich das?
Mit einem gleichzeitigen Blick auf meine gesundheitliche Lage.
Nach offenen Gesprächen mit Kolleginnen und meinen Vorgesetzten, entschied ich mich, mich aus der Wiedereingliederung zurückzuziehen, aus allen bereits benannten Gründen. Einerseits empfand ich es als eine Art Niederlage, da ich mein angepeiltes Ziel nicht erreichen konnte. Andererseits war es ein Erkennen, dass meine eigene Haltung nicht mehr mit dem Anforderungsschema meiner bereits über 30 Jahre währenden Tätigkeit in Einklang zu bringen war und ist.
Neue Fragen stellten sich, und meine Orientierungsphase ist nach wie vor von einer Aktualität geprägt, mit der eine Verunsicherung und ein Suchen einhergeht, welche Schritte, zurück; als auch nach vorne, beinhalten. Das bringt ein gewisses Durcheinander im Kopf mit sich.

Und ich komme nochmal auf mein Bild von einem Tanz zurück, in dem sich das derzeitige Vor- und Zurück erneut spiegelt.
Wieder zu Hause versuchte ich meine bekannte Idee, durch das Radfahren eine Verbesserung meiner gesundheitlichen Situation zu erreichen, aufzunehmen. Was sich als nicht durchführbar herausstellte. Mein Probieren, mit dem Rad nach und nach meine üblichen Routen aufzunehmen, zeigte mir meine Kraftlosigkeit eindrucksvoll auf. Von den Fahrten brauchte ich Tage, um mich zu erholen. Körperlich kam ich durch die sportliche Betätigung sehr zügig in eine tiefe, körperliche Erschöpfung, und das sogar durch einfache Spaziergänge.
Es folgte eine Art Erstarrung in dieser Lage, zu der ich zuerst einmal im Außen keine Tipps für einen möglichen Umgang finden konnte.
Nach und nach begann ich in meiner bekannten Art und Weise meine Fühler auszustrecken.
Ein neuer Arzt, der etwas unsanft Stellung nahm.
Wiederum ein aufbauender, inspirierender Kontakt, der fachlich, empathisch und aufbauend war, wie ein Licht, dass auf einmal in mein Leben kam und mit ihm eine leuchtende Helligkeit. Diese persönliche Resonanz war sehr wohltuend.
Ich begann mich körperlich, ganz allmählich, mehr zu fordern und spürte, dass ich dazu in der Lage war.
Es war besonders und schön, die wohltuende Wirksamkeit dieses warmen, zugewandten Kontaktes zu spüren. Ich fühlte mich davon ein Stück weit getragen und eine erfahrene Selbstermächtigung, durch diesen Impuls, half mir aus dieser Krise. Ich hatte die Gelegenheit auf diesen Kontakt zurückzugreifen, als es meinem Sohn nicht besser gehen wollte. Auch hier erfuhr ich erneut, eine mir ganz essentielle, zugewandte Unterstützung.
Mit der Zeit wurden meine Symptome geringer, ich bemerkte mein Interesse an Themen im Außen, die lange in den Hintergrund getreten waren.
Eine mögliche Weiterbildung.
Ein lange angedachter Tanzkurs.
Und ich begann mich darauf zuzubewegen.
Im Zuge meiner energieraubenden Berufstätigkeit war kaum Kraft für Begegnungen mit Freunden/innen. Wie schön die Erkenntnis, wie bereichernd diese Treffen und dieser Austausch nun in meinem Leben wurden. Mit der gleichzeitigen Erkenntnis einhergehend, meine Kontakte nie mehr so dermaßen in den Hintergrund rücken lassen zu wollen.
Selbstfürsorge zu betreiben und meine Bedürfnisse nicht komplett der Arbeit unterzuordnen.
Man hat nur eine Lebenskraft, die gilt es nach der eigenen Persönlichkeit auszurichten.
Wie viel Gewicht gebe ich auf die Wünsche von außen?
Wie sehr orientiere ich mich an mir?
Warum handele ich so oder so?
Der Hintergrund will durch ein Innehalten hinterfragt werden, die inneren Antworten ernst genommen werden. Nur daraus kann sich ein Leben weben. Jedenfalls für mich.

Es ist noch immer eine Suche, wo es mich beruflich hinführen wird. Der Weg ist nicht gerade, er hat so viele Verzweigungen und ich verlaufe mich des Öfteren darauf. Noch weiß ich nicht genau, wohin es gehen wird. Eines ist jedoch klar, dass ich mich an mir orientiere. Was mir begegnet und was ich mir daraus erschaffe oder aneigne, ist ein Stück meine Aufgabe, die ich annehme und bei der ich das Gefühl habe, sie sie nach und nach bewältigen zu können.
Die größere Aufgabe wird es sein, mich selbst mit meinen Fähigkeiten „zu zeigen “. Und mich somit größer zu denken, als es mir innerlich manches Mal vorkommt. Was wohl ein, evtl. nicht mehr gebrauchtes Erbe, von früher ist.
Ich bin sehr froh, dass es mir und meinen Kindern gesundheitlich wieder so gut geht. Noch fühlt sich diese Stabilität nicht ganz sicher an. Und ich möchte mir ein wenig bewahren, diesen Schatz nicht aus den Augen zu verlieren.
Eine Selbstverständlichkeit ist ein Sein in Gesundheit und Kraft nicht. Aber ein Geschenk, das erhalten werden will, so gut es im eigenen Wirken liegen kann.
Ich würde mir wünschen, dass sich Leser und Leserinnen hier vielleicht widerspiegeln können.
Mit oder ohne eine solche Erkrankung sehe ich meine Schilderung als ein Teilstück meines Lebensweges, den ich offengelegt habe, um daraus persönliche Schlüsse zu ziehen.

Katrin Lamp

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Antworten

  1. Liebe Katrin, ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen und möchte Dich auf Dr. Michael Nehls hinweisen. Er ist Molekulargenetiker und zeigt auf seiner Internetseite Möglichkeiten auf, unter anderem Post Covid positiv zu beeinflussen. Ich halte viel von ihm. Euch gute Besserung und alles Liebe
    Doro

  2. Liebe Katrin,
    dieses sog. Post-Covid-Syndrom ist mir auch widerfahren.
    Als uns im Januar 2020 in der Region und auch in der eigenen Familie eine Covid-Welle heftig zusetzte, hatte ich in der zweiwöchigen Quarantäne, nachdem ich auf dem Weg der Besserung war und auch das Krankenhaus verlassen durfte, diese Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit und auch gefühlte Sinnlosigkeit in vielen Dingen erfahren, obwohl ich von mir behaupten kann, dass ich ziemlich resilent sowie hart im Nehmen bin. Z.B. hatte einem das Essen, das wirklich mit Fürsorge von der Familie zubereitet wurde, keine Freude bereitet und wunderschöne Dokumentationen über Länder und Natur konnte diese gefühlte Sinnlosigkeit über das Leben und die Welt nicht verdrängen.

    Jetzt im Nachhinein beeindruckt mich was auch immer von Covid kommen mag, wenig. Hatte erst vor 3 Wochen diese Omikron-Variante (diese ist ziemlich infektiös, aber harmlos) gehabt.
    2-Tage Halsschmerzen und gute Schlaferholung, dann war es wieder vorbei. Lediglich dieser Husten war ziemlich lästig, dieser hatte erst vor einer Woche aufgehört.

    Warum ich diese psychologische Belastung überwinden konnte, und zwar ohne therapeutische Betreuung oder Beratung, liegt sehr wahrscheinlich darin, dass ich schon seit 2015 für mich entschieden hatte, diesen alten Weg des Lebens was viele für “Normal” gegeben sahen zu verlassen und nach einen anderen zu suchen.
    Dieser hat einen sehr hohen Preis gefordert. Was musste ich alles von der eigenen Familie anhören, ertragen sowie erdulden. Auch von engen Freunden hatte ich bewusst “social distancing” praktiziert, schon bevor diese Covid-Massenpsychose eintraf.
    Jedoch erhielt ich als Austausch dafür meine Autarkie und keiner kann mir vorschreiben, was ich in meinem Körper an unbekannten chemischen Stoffen reinpumpen soll oder nicht. Ja gut, sie konnten mir vorschreiben, dass ich beim Einkaufen eine Maske tragen musste, aber diese kurze Zeiteinheit kann man verkraften.

    Ich meine, von Zeit zu Zeit vermisse ich schon meine alten Freunde, aber mit anzusehen bzw. zu erfahren was alles in dieser Covid-Zeit der Massenpyschose alles zu Bruche gegangen war, sehe ich eine gewisse Sinnhaftigkeit bei mir mich vorzeitig in Frieden von den Freunden distanziert oder verabschiedet zu haben, als in einer Art feindseeliger Streit.
    Den Surrogat dafür habe ich bei der Natur gefunden, ich meine, ich verbringe stundenlang am Flussufer und diese hört meine Gedanken und Gefühle zu ohne auch eine Gegenleistung von mir zu verlangen. Sie nimmt mich so hin wie ich bin.
    Dann habe ich für mich entdeckt, dass sie ihr Geheimnis oder einige Dinge die auf einem zukommen verrät, wenn man ihr öffnet und genau hinhört was sie zu erzählen hat.
    Ich meine ich kann noch nicht alles entziffern oder verstehen was sie einem an Informationen oder Nachrichten zusendet, dafür bin ich noch zu stumpfsinnig, aber auch nur ein minimaler Bruchteil davon half bzw. hilft mir sehr.

    Liebe Katrin, ich bin mir sicher, dass du deinen besonderen Weg finden wirst.
    LG Son

  3. Liebe Katrin,
    ja, LeserInnen können sich in deinen Ausführungen “widerspiegeln”, wie du gegen Ende hoffst. Ich habe eine ganz starke Resonanz bei deinen Worten verspürt. Bei mir war es nicht Covid, sondern eine über viele Monate unerkannte sehr schwere Borreliose (du hast sie offenbar wenigstens recht bald bemerkt!), die zu dieser gleichen namenlosen Erschöpfung geführt hat, Lähmungen, Entzündungen – kurz zu einem gefühlten Zersetzungsprozess meines gesamten Körpers. Aber nichts geschieht bekanntlich umsonst. Viele meiner wertvollsten Ent-Wicklungs-Schritte (Gerald beschreibt die “Ent-Wicklung” so treffend!) sind in dieser Zeit angestoßen worden. Auch ich habe als alleinerziehende Mutter zweier Kinder (29 und 25) so unsagbar viel erlebt (ein schwerstbehindertes Kind ist dabei), dass mir genauso das Schreiben zu einer Herzensangelegenheit geworden ist. Daher habe ich tatsächlich ein Buch verfasst und mich aktuell entschlossen, bei der Gestaltung dieser tollen Plattform hier aktiv mitzuwirken. Komm doch dazu in unser Team! Ich glaube, wir “backen dasselbe Brot”, wie es so schön heißt! Es ist auch Raum für wenige Stunden pro Woche bzw. kleine Teilaufgaben.
    Ich würde mich freuen. Und wenn das nicht dein Weg sollte, dann wünsche ich dir von Herzen ganz viel Kraft und Zutrauen – alles Liebe für euch!
    Silke

  4. Liebe Katrin, ich kann deine Suche nach dem für dich richtigen Weg gut nachvollziehen, da ich solch einen Weg selber vor 4 Jahren beschritten habe und dieser ist noch nicht am Ziel, dieser Weg. Deine Erkenntnis, dass deine eigene Leistungsanforderung dich immer wieder in die Erschöpfung gebracht hat, ist mir wohlbekannt. Der eigene Leistungsanspruch ist von der uns umgebenden Gesellschaft geformt worden und sehr schwer loszulassen, wiewohl du gottseidank genau spürst, dass dies der einzig richtige Weg für DICH ist. Ich wünsche dir alles Gute auf deinen weiteren Weg 🙂

    1. Hallo liebe Mascha,
      ich danke Dir für Deine Antwort.
      Ja, da klingt heraus, wie gut Du nachvollziehen kannst was ich ausdrücken will.
      Es ist und bleibt ein Weg, der beschritten werden will.
      Und die Möglichkeit die es gibt, ist, mitzubekommen wo man gerade steht.
      Herzlich, auch für Dich alles Gute
      von Katrin

  5. Der Text ist wunderschön geschrieben, es war eine Freude, bei deinen Erkenntnissen dabei sein zu dürfen. Du solltest mehr schreiben… Und mehr Menschen mit deinen Erfahrungen und Worten begeistern… Vielen Dank für deine Geschichte!